Streifzüge durch Spielpätze
Spielkultur entsteht auf Spielplätzen
Die Architektur des Ortes beeinflusst das Spiel und die fußballerische Entwicklung der SpielerInnen.
Aus „Der Kick des Käfigs“ von Eva Zelechowski im „der Standard“:
Es gibt über 300 Käfige, die auf die 23 Wiener Gemeindebezirke verteilt sind. Die Käfige sind nicht nur Sportplätze - sie sind Hotspots der urbanen Kultur und ein Beispiel gelebter Integration. In ihrer Alltags- und Lebensnähe ist die Wiener Käfig-Meisterschaft einzigartig. Die „Käfigsportler“ haben ihren eigenen Lifestyle, sie treffen sich nicht in Vereinen, sondern definieren sich als Straßensportler. ...
Den „Kick“ am Käfig-Sport liefert die Straßenatmosphäre. Anrainer, Touristen, Familien und Freizeitsportler können jederzeit Teil vom Spiel werden. Peko Baxant bringt es schließlich auf den Punkt: „In Wien werden die Menschen in Käfigen nicht eingesperrt - in Wien kommen die Menschen in Käfigen zusammen.“
In allen Beispielen ist der Raum öffentlich im Sinne des freien Zugangs.
Stadträumlich sind die Plätze in Barcelona und Dubrovnik Gemeinschaftsflächen mit offener Nutzung. Der Käfig in Wien ist im Vergleich Monofunktional und nur halböffentlich.
In Petrzalka ist die “Grüne Mitte” natürlich auch ein unsichtbares und unendliches Spielfeld. Im Vergleich zu den anderen Beispielen hinterlässt das Fußballspiel hier keine Spuren.
Das Spiel im Käfig ist ein Spiel der zweiten Chance bzw. des Nachschusses.
Der Käfig ist ein Spielraum indem der Ball immer wieder ins Spiel zurückkehrt und einen Nachschuss ermöglicht oder zumindest ein Geplänkel um den zurückspringenden Ball stattfinden kann. Ein körperbetontes Spiel in einem konkreten Raum ist die Folge. Im Profifußball ist immer wieder die Rede vom sogenannten “zweiten Ball” - der Gewinn oder Verlust des zurückspringenden Balls von einem zuvor unkontrollierbaren “ersten Ball”.
Im Gegensatz dazu entstehen im Kombinationsfussball theoretische Linien auf dem Feld, die eher ein Netz oder Geflecht ergeben. Die Mannschaft funktioniert als sich ständig bewegender Organismus indem der Ball zirkuliert. Die Mannschaft bzw. der Organismus wird selbst zum Raum. Das Spielfeld braucht nur abstrakte Grenzen z.B. in Form von Linien, innerhalb derer sich der nicht konkrete Spielraum (abstrakter Raum) verdichten und entspannen kann.
Der Unterschied zwischen Spielweisen verschiedener Fußballmannschaften hat demnach auch einen Ursprung in der „räumlichen“ Sozialisierung der Spieler.
Wiener Fußballplätze
Fotoserie, 2007
Peter Thalbauer